Die Kornweihe (Circus cyaneus) gehört zur Familie der Habichtartigen (Accipitridae) und ist ein in Deutschland seltener Greifvogel, der in weiten Teilen der nördlichen Paläarktis verbreitet ist. Nahe verwandte Arten sind die Wiesenweihe und die Rohrweihe, die zusammen mit der Kornweihe die Gruppe der Weihen bilden. Als Zugvogel zeigt die Kornweihe je nach Standort ein unterschiedliches Zugverhalten, teilweise als Standvogel, Teilzieher oder Langstreckenzieher.
In Mitteleuropa ist der Bestand der Kornweihe aufgrund von Lebensraumverlusten stark zurückgegangen. Dennoch kann sie als Wintergast oder Durchzügler aus Skandinavien und Nordosteuropa beobachtet werden. Im Winter ziehen einige Populationen der Kornweihe sogar bis nach Nordafrika, um dort in wärmeren Gebieten ihr Winterquartier zu beziehen.
Kornweihen besiedeln großflächig offene, mäßig feuchte bis trockene Lebensräume wie offene Taiga, Moore, Heiden, Verlandungszonen und Steppen, die einzigartige Lebensräume bieten. Mit ihren langen Flügeln legt sie auf der Suche nach Beute weite Strecken zurück und nutzt ihre scharfen Sinne, um ihre Umgebung zu erkunden.
Aussehen, Größe und Gewicht
Bei der Kornweihe handelt es sich um einen elegant wirkenden Greifvogel, der sich durch ein markantes Erscheinungsbild auszeichnet. Besonders auffällig sind der weiße Bürzel und die langen gelben Beine. Ausgewachsene Weihen wiegen zwischen 300 und 700 Gramm. Die Männchen sind mit einer Flügellänge von 330-362 mm eher leichter, während die Weibchen mit einer Flügellänge von 338-402 mm etwas größer und schwerer sind.
Das Gefieder ist bei beiden Geschlechtern unterschiedlich gefärbt. Das Männchen hat ein hellgraues Oberseitengefieder, dunkle Flügelspitzen und eine hellere Unterseite. Beim Weibchen ist das Obergefieder bräunlich marmoriert und die Unterseite heller. Beide haben den bereits erwähnten weißen Bürzel als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal. Die Kornweihe hat einen eulenartigen Gesichtsausdruck, der ihr eine besondere Persönlichkeit verleiht.
Ähnliche Vögel
Ein der Kornweihe ähnlicher Vogel ist die Wiesenweihe, die ebenfalls zur Familie der Habichtartigen gehört. Die Wiesenweihe zeichnet sich durch einen schlanken Körperbau und spitzere Flügel aus und kann der Kornweihe auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen. Männliche Wiesenweihen haben jedoch im Gegensatz zu den männlichen Kornweihen einen braun gefleckten Bauch.
Eine weitere verwandte Art ist die Rohrweihe, die ihre Reviere in Schilf- und Feuchtgebieten hat. Sie gehört ebenfalls zur Familie der Habichtartigen und ist leicht an ihren längeren, spitz zulaufenden Flügeln und dem langen, dunklen Schwanz zu erkennen. Ihre Lebensweise unterscheidet sich von der der Kornweihe dadurch, dass sie besser an wasserreiche Lebensräume angepasst ist.
Aus der Ferne kann auch der Fischadler mit der Kornweihe verwechselt werden. Obwohl er nicht zur Familie der Weihen, sondern zu den Seeadlern gehört, weist er in Aussehen und Jagdverhalten gewisse Ähnlichkeiten mit der Kornweihe auf. Sein Gefieder ist wie das der Kornweihe braun und weiß gefärbt. Der Fischadler gilt als spezialisierter Jäger, der seine Nahrung fast ausschließlich aus Fischgewässern bezieht.
Lebensraum
Die Kornweihe besiedelt bevorzugt offene und mäßig feuchte Lebensräume wie Moore, Heiden, Verlandungszonen und Steppen in Norddeutschland. Regional kommt sie auch in jungen Nadelholzaufforstungen, Auenlandschaften und landwirtschaftlich genutzten Flächen vor. Vor allem im Küstenbereich werden Dünentäler mit Weidengebüschen und Röhrichten bevorzugt.
Im Gegensatz zu anderen Greifvögeln lieben Kornweihen einerseits solche Feuchtgebiete und Sümpfe, andererseits aber auch Trockenrasen und offenes Kulturland. In dichten Wäldern oder im Siedlungsbereich ist sie fast nie anzutreffen. In diesen vielfältigen Biotopen leben sie mit verschiedenen anderen Vogelarten wie Kiebitz, Großem Brachvogel oder Austernfischer zusammen, die ebenfalls für ihre versteckte Lebensweise bekannt sind.
Nahrung
Mäuse, insbesondere Wühlmäuse, bilden den Hauptanteil der Nahrung der Kornweihe (Circus cyaneus). Die eleganten Greifvögel zeigen beeindruckende Jagdstrategien, indem sie ihre Beute oft aus großer Höhe erspähen und dann blitzschnell herabstürzen und packen.
Neben Nagetieren fressen Kornweihen auch Kleinvögel und Insekten und passen sich so an das Nahrungsangebot ihres Lebensraumes an. Ihr ausgezeichneter Sehsinn und ihre geschickten Flugmanöver ermöglichen es ihr, sich auch auf flinke Beutetiere wie Vögel in der Luft zu stürzen. Kornweihen tragen so zur Bestandsregulierung kleinerer Beutearten bei und nutzen ihr Nahrungsangebot effektiv aus.
Lebenserwartung und Feinde
Kornweihen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 7 Jahren. Allerdings sind diese schönen Greifvögel zahlreichen Gefahren ausgesetzt, die ihre Lebenserwartung verkürzen können. Lebensraumzerstörung durch den Menschen, Pestizide sowie Monokulturen stellen große Bedrohungen dar. Auch ungünstige Witterungsbedingungen wie Starkregen und Hagel führen jedes Jahr zu Brutverlusten.
Kornweihen haben auch natürliche Feinde, zum Beispiel größere Greifvögel wie Falken und Adler. Diese lauern auf unvorsichtige Jungvögel oder kranke Altvögel und nutzen jede Gelegenheit, eine unvorsichtige Exemplare zu erbeuten.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Um ein Weibchen zu erobern, zeigt das Männchen der Kornweihe während der Paarungszeit beeindruckende Balzflüge. Diese majestätischen Flugmanöver zeichnen sich durch schnelle Wendungen, Auf- und Abstiege sowie elegante Gleitphasen aus. Die Brutzeit der Kornweihe erstreckt sich von April bis Juli, wobei die Hauptbrutzeit im Mai liegt.
Nistplatz und Nestbau
Die Kornweihe bevorzugt als Brutgebiet offene Landschaften wie Moore, Heiden oder Feuchtwiesen. Als Bodenbrüter legt sie ihr Nest direkt auf dem Boden an, gut versteckt zwischen hohem Gras oder in dichter Vegetation. Eine Besonderheit der Kornweihe ist, dass sie ihr Nest oft in der Nähe von Greifvogelhorsten und anderen Nestern anlegt, um von deren Schutz zu profitieren. Das Nest wird aus Pflanzenmaterial wie Halmen, Zweigen und Blättern gebaut und geformt.
Aufzucht der Jungen
Die Jungen werden sowohl vom Männchen als auch vom Weibchen versorgt. Während das Weibchen die meiste Zeit im Nest verbringt und die Küken wärmt, ist das Männchen für die Nahrungsbeschaffung zuständig und bringt Beutetiere wie Mäuse, Vögel und Insekten herbei. Nach etwa fünf Wochen verlassen die Küken das Nest und werden in den ersten Lebensjahren von ihren Eltern begleitet. In dieser Zeit lernen sie von den erfahrenen Altvögeln die Jagdtechniken und es findet eine ständige Anpassung des Gefieders statt, bis sie ihre endgültige Färbung erreicht haben.
Ökologische und Kulturelle Bedeutung
Als mittelgroße Greifvögel sind sie wichtig für die Kontrolle von Nagetierpopulationen. Außerdem tragen sie zur Funktionsfähigkeit der Nahrungsnetze und zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei.
Kulturell ist der eindrucksvolle Greifvogel mit dem eulenartigen Gesichtsausdruck durch das Zusammentreffen von Mystik und Naturgegebenheiten geprägt. In der Volkskunst und Mythologie erfreut sich die Kornweihe als Symbol für Freiheit, Intuition und Weisheit besonderer Beliebtheit. In der Literatur wird sie oft als Botin oder Bindeglied zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Welt dargestellt.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Leider gehören Kornweihen zu den vom Aussterben bedrohten Vogelarten und stehen auf der Roten Liste. Der Bestand der Greifvogelart ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Lebensraumverlust und Verschlechterung der Brutbedingungen sind die Hauptursachen für diese bedrohliche Situation. Als Bodenbrüter sind Kornweihen anfällig für Störungen durch landwirtschaftliche Aktivitäten, die zur Zerstörung von Nestern und zum Verlust von Gelegen führen können.