Bekassine

Die Bekassine, auch Gallinago gallinago genannt, ist ein sehr seltener Vogel aus der Familie der Schnepfenvögel. Als Brutvogel bevorzugt sie Moore, Feuchtwiesen und Wiesen, während sie zur Zugzeit vor allem auf Schlammflächen anzutreffen ist. Im Jahr 2013 wurde die Bekassine zum Vogel des Jahres gewählt.

Je nach Region kann die Bekassine sowohl Standvogel als auch Langstreckenzieher sein. Einige Populationen bleiben im Winter in ihrem Brutgebiet, während andere in die Subtropen und Tropen der Alten Welt ziehen, um dort ihr Winterquartier zu beziehen.

In der Ornithologie wird die Bekassine auch „Himmelsziege“ oder „Meckervogel“ genannt. Diese Beinamen verdankt die Bekassine ihrem charakteristischen Gesang, der sie von anderen Schnepfenarten unterscheidet und dem Beobachter hilft, sie zu identifizieren (siehe Ähnliche Vögel).

Aussehen, Größe und Gewicht

Bekassine (Gallinago gallinago)Die Bekassine zeichnet sich durch ihre mauseartige Gestalt und eine Körperlänge von 25 bis 27 cm aus, wobei der lange Schnabel weitere 55 bis 75 mm beisteuert. Das Gefieder ist auf der Oberseite einheitlich braun mit auffälligen hellen Längsstreifen, die sich vom Kopf bis zum Rumpf erstrecken. Die Unterseite des Vogels ist weiß und im Flug kann man die weißen Hinterränder der dunkel gemusterten Flügel erkennen. Die Flügellänge beträgt zwischen 123 und 144 mm.

Die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen fallen nur gering aus.  Die Brutzeit der Bekassine dauert in der Regel von März bis Juli.

Ähnliche Vögel

Betrachtet man die Bekassine, so fallen einem sofort einige Arten ein, die äußerlich ähnliche Merkmale aufweisen. Drei davon sind die Uferschnepfe, die Waldschnepfe und der Bruchwasserläufer.

Die Uferschnepfe (Limosa limosa) lebt wie die Bekassine in Feuchtgebieten. Mit ihrem langen, leicht nach oben gebogenen Schnabel und dem schwarzbraun gefleckten Gefieder ähnelt sie der Bekassine. Die Uferschnepfe ist jedoch insgesamt größer und hat einen schlankeren und längeren Schnabel. Außerdem hat die Uferschnepfe keine auffällige Zeichnung über den Augen.

Ein weiteres Beispiel für einen ähnlich aussehenden Vogel ist die Waldschnepfe (Scolopax rusticola). Sie besiedelt eher Wälder und Waldränder, während die Bekassine eindeutig ein Feuchtgebietsvogel ist. Auch die Waldschnepfe hat ein braunes Gefieder und einen langen, geraden Schnabel. Die Zeichnung des Gefieders ist jedoch eher kastanienbraun, was sie von der Bekassine unterscheidet. Außerdem hat die Waldschnepfe einen auffälligen weißen Ring um die Augen.

Schließlich kann die Bekassine auch mit dem Bruchwasserläufer (Tringa glareola) verwechselt werden. Der Bruchwasserläufer hat eine ähnliche Größe und ein ähnliches Gefieder wie die Bekassine, ist jedoch schlanker und hat kürzere, grünliche Beine. Auch der Schnabel ist weniger auffällig und die Brust weist eine Schuppenzeichnung auf, die bei der Bekassine fehlt.

Lebensraum

Bekassine (Gallinago gallinago)Als Wasservogel bevorzugt die Bekassine feuchte Lebensräume wie Moore, Feuchtwiesen und Sümpfe, in denen sie ausreichend Deckung und Nahrung findet. Sie schätzt besonders die üppige Vegetation dieser Landschaften, die ihr ideale Versteckmöglichkeiten und Nahrungsquellen für ihre speziellen Ernährungsbedürfnisse bietet.

In Deutschland finden sich solche Lebensräume vor allem in Schutzgebieten, wo die Bekassine auch auf verwandte Vögel wie den Kiebitz trifft. Jahreszeitliche Veränderungen wie die zunehmende Feuchtigkeit im Herbst erhöhen die Attraktivität dieser Lebensräume für die Bekassine und andere Wasservögel. Zusammen bilden sie eine vielfältige und lebendige Vogelgemeinschaft in den Mooren Deutschlands.

Nahrung

Die Nahrung der Bekassine ist vielfältig und umfasst im Wesentlichen Würmer, Schnecken und Insekten. Gelegentlich stehen auch Beeren und Samen auf dem Speiseplan. Um ihre Nahrung aufzuspüren und zu fangen, zeigt die Bekassine ein charakteristisches und interessantes Verhalten: das Stochern.

Mit ihrem langen, geraden Schnabel kann sie gleichzeitig in den oberen Bodenschichten stochern, Kleintiere aufspüren und ertasten. Dieser Schnabel ist ein wahres High-Tech-Gerät, das sich im Laufe des Wachstums entwickelt und das der Vogel perfekt an seine Umgebung anpasst. Diese Anpassung ermöglicht der Bekassine eine effiziente Nahrungssuche und macht sie zu einem äußerst präzisen und erfolgreichen Jäger.

Lebenserwartung und Feinde

Bekassine (Gallinago gallinago)Bekassinen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa drei bis fünf Jahren, sie können aber auch alter als 15 Jahre alt werden. Ihre Lebensdauer wird, wie bei vielen anderen Vögeln auch, durch Faktoren wie Lebensraumqualität und Prädationsdruck beeinflusst . In intakten Moorlandschaften mit vielen Gräben und Tümpeln gedeiht diese Vogelart besonders gut und kann ihr volles Lebenspotenzial entfalten.

Trotz ihrer hervorragenden Tarnung werden Bekassinen gelegentlich Opfer von Beutegreifern wie Habicht oder Fuchs. Ihr gedrungener Körperbau und ihre ausgezeichnete Tarnung verringern jedoch das Risiko, von Feinden entdeckt zu werden.

Balzverhalten und Brutzeit

Die Männchen der Bekassine vollführen während der Balz eindrucksvolle Flugmanöver, bei denen sie mit schnellen Flügelschlägen ein unverwechselbares, schnurrendes Geräusch erzeugen. Diese spektakulären Balzflüge dienen dazu, Weibchen anzulocken und zu beeindrucken. Während der Balz entwickelt das Männchen spezielle Steuerfedern, die durch Vibrieren und Spreizen während des Balzfluges ein meckerndes Geräusch erzeugen.

Nistplatz und Nestbau

Als Brutplatz bevorzugen Bekassinen feuchte Lebensräume wie Nieder-, Hoch- und Übergangsmoore, Sümpfe oder Verlandungszonen. Idealerweise bietet der Nistplatz guten Schutz vor Feinden, was oft durch eine dichte Vegetation gewährleistet ist. Das Nest selbst wird am Boden aus Gräsern und Blättern gebaut und innen mit weichem Pflanzenmaterial ausgekleidet.

Aufzucht der Jungen

Bekassine (Gallinago gallinago)Die elterliche Fürsorge beginnt bei der Bekassine schon beim Brüten der Eier: Das Weibchen bebrütet die vier grünlichen, dunkel gefleckten Eier etwa 20 bis 22 Tage lang. Nach dem Schlüpfen sind die Küken Nestflüchter und verlassen das Nest innerhalb kürzester Zeit.

Beide Elternvögel beteiligen sich an der Fütterung und Pflege der Jungen, sind aber stets wachsam und verteidigen ihr Revier gegen Eindringlinge. Die Aufzucht der Jungen dauert etwa vier Wochen, bis sie flügge sind und selbstständig leben können.

Ökologische und kulturelle Bedeutung

In Feuchtwiesen trägt die Bekassine zur Aufrechterhaltung der Nahrungsnetze bei. Sie ernährt sich von einer Vielzahl pflanzlicher und tierischer Kost wie Samen, Früchten, Schnecken, Regenwürmern, Insekten und deren Larven. Durch ihre Nahrungsaufnahme trägt sie zur Regulierung der Populationen dieser Organismen bei.

Auch kulturell hat die Bekassine eine besondere Bedeutung. Als „Himmelsziege“ bietet sie faszinierende Anblicke und inspiriert die Menschen in Kunst, Literatur und Mythologie. Ihr einzigartiges Aussehen und Verhalten lenken die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Feuchtgebieten für den Erhalt dieser faszinierenden Vogelwelt.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Die Bekassine (Gallinago gallinago), die früher in Feuchtwiesen, Mooren und Sümpfen weit verbreitet war, gilt heute als vom Aussterben bedroht. Starke Bestandseinbrüche kennzeichnen die prekäre Situation dieser bemerkenswerten Vogelart. In den letzten 40 Jahren ist der Bestand deutlich zurückgegangen.

Hauptgründe für diese dramatische Entwicklung sind die zunehmende Zerstörung der natürlichen Lebensräume und die Umweltverschmutzung. Insbesondere die Umwandlung von Feuchtgebieten, wie Mooere, in landwirtschaftliche Nutzflächen bedrohen den Fortbestand der Bekassine. Um diese einzigartige Vogelart zu schützen, sind gezielte Maßnahmen wie die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer natürlichen Lebensräume von entscheidender Bedeutung. Der Schutz von Mooren und Feuchtgebieten hilft