Grünlaubsänger

Der Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides) gehört zur Familie der Laubsänger und ist ein faszinierendes Mitglied der Vogelwelt. Der kleine Singvogel bewohnt vor allem die mittlere und südliche Taiga, Mischwälder vom östlichen Mitteleuropa bis zum Pazifik sowie montane Nadelwälder der zentralasiatischen Hochgebirge.

Zwischen den Brut- und Überwinterungsgebieten legen Grünlaubsänger als so genannte Langstreckenzieher weite Strecken zurück. Während sie im Sommer in Regionen von Sibirien bis zur Ostsee anzutreffen sind, ziehen sie im Winter in ihre Überwinterungsquartiere nach Indien. Dort, fernab ihrer Brutgebiete, finden sie ausreichend Nahrung und günstige klimatische Bedingungen, bevor sie im Frühjahr die lange Rückreise antreten.

Die Art hat ihr Verbreitungsgebiet in den letzten Jahrzehnten stark ausgedehnt und brütet seit den 90er Jahren auch in Deutschland.

Aussehen, Größe und Gewicht

Grünlaubsänger haben eine graugrüne Oberseite und eine schmutzigweiße Unterseite. Charakteristisch sind der deutliche weiße Überaugenstreif, der bis zur Stirn reicht, und der dunkle Zügelstreif. Ein auffälliges Merkmal ist der kleine weiße Flügelstreif, der jedoch oft schwer zu erkennen ist.

Die zierlichen Grünlaubsänger erreichen eine Körperlänge von etwa 10 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 15 bis 21 Zentimetern. Trotz ihrer geringen Größe sind sie recht robust und wiegen etwa 8 Gramm. Beim Betrachten dieser faszinierenden Vögel offenbart sich ihre Schönheit und ihr unverwechselbares Aussehen, das sie in der Vogelwelt einzigartig macht.

Ähnliche Vögel

Obwohl der Grünlaubsänger aufgrund seiner charakteristischen Merkmale meist leicht zu bestimmen ist, gibt es einigeVoögel, die ihm äußerlich sehr ähnlich sehen und bei der Bestimmung zu Verwechslungen führen können. Drei dieser Vogelarten sind der Fitis, der Waldlaubsänger und der Zilpzalp.

Der Fitis (Phylloscopus trochilus) hat viele äußerliche Gemeinsamkeiten mit dem Waldlaubsänger, wie die grüne Oberseite und die gelbliche Brust. Der Fitis hat jedoch einen kräftigen Augenstreif, der beim Grünlaubsänger weniger ausgeprägt ist. Außerdem hat der Fitis einen dunkleren, schlankeren Oberschnabel und weniger auffällige Flügelstreifen, so dass sein Erscheinungsbild insgesamt weniger kontrastreich ist.

Der Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) ist ebenfalls grün gefiedert, hat aber eine zitronengelbe Färbung an Kehle und Bauch. Die hellen Schirmfedernränder und der auffällige gelbe Augenstreif machen ihn trotz seiner Ähnlichkeit mit dem Grünlaubsänger gut untershciedbar. Im Verhalten ähneln sich die beiden Arten, beide bevorzugen eine dichte Vegetation, die Stimme des Waldlaubsängers ist jedoch melodiöser und voller.

Ein weiterer Verwandter ist der Zilpzalp (Phylloscopus collybita), der dem Waldlaubsänger auch in Größe und Färbung ähnelt. Der Zilpzalp ist auf der Oberseite weniger intensiv grün gefärbt und hat eine weißere Brust. Der Augenstreif ist weniger ausgeprägt als beim Grünlaubsänger, dafür hat der Zilpzalp einen hellen Überaugenstreif. Bei genauer Betrachtung der Flügel ist beim Zilpzalp auch ein Doppelstreifen zu erkennen, der dem des Grünlaubsängers ähnelt, jedoch etwas länger und breiter erscheint.

Lebensraum

In strukturreichen Mischwäldern ist der Grünlaubsänger, der die östlichen Regionen Deutschlands bevorzugt, häufig anzutreffen. Insbesondere schätzt er Altholzbestände, die ihm eine großartige Nische in der Umwelt bieten. In diesen belebten Wäldern hält sich der kleine Vogel meist in den Baumkronen auf, wo er geschickt zwischen den Ästen navigiert.

Inmitten der bunten Laubbäume teilt er sich seinen Lebensraum mit anderen Vogelarten, die ähnliche ökologische Ansprüche haben. Man findet ihn auch in Parks und Gärten, in alten Nadelwäldern sowie in Hang- und Schluchtwäldern in höheren Lagen. Die Vielfalt seiner Lebensräume trägt wesentlich zur Belebung unserer Wälder bei, in denen der Grünlaubsänger sein elegantes Dasein genießt.

Nahrung

Grünlaubsänger ernähren sich hauptsächlich von kleinen Insekten wie Fliegen, Mücken und Käfern und von deren Larven. Auch Spinnen und Weichtiere stehen auf dem Speiseplan dieses Vogels.

In seinem natürlichen Lebensraum bewegt sich der Grünlaubsänger geschickt zwischen Blättern und Zweigen und spürt so erfolgreich seine Beute auf. Mit seinem spitzen Schnabel kann er kleine Insekten und Spinnen effizient jagen und gezielt erbeuten.

Lebenserwartung und Feinde

Die durchschnittliche Lebenserwartung des Singvogels in der Natur beträgt etwa 2 bis 3 Jahre. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Langlebigkeit dieser kleinen Laubsänger, wie z.B. die Beschaffenheit ihres Lebensraumes, das Nahrungsangebot und die Bedrohung durch natürliche Feinde.

Zu den natürlichen Feinden des Grünlaubsängers zählen Greifvögel wie Falken und Eulen, aber auch Raubtiere wie Marder, die dem Grünlaubsänger in seinem Lebensraum auflauern können.

Fortpflanzung

Balzverhalten und Brutzeit

Grünlaubsänger mit Kücken im NestPartnerwerbung und Balz bestehen aus verschiedenen Gesangsduellen und Flügelschlagen in der Nähe des gewählten Weibchens. Die Brutzeit des Grünlaubsängers beginnt in der Regel Ende Mai und dauert bis Ende Juli.

Nistplatz und Nestbau

Als Nistplatz bevorzugt er Mischwälder. Er baut sein Nest meist auf halber Höhe in dichtem Gebüsch oder an geschützten Stellen zwischen Zweigen, wobei er seinen kunstvollen Bau sorgfältig aus Zweigen, Gräsern, Moos und Spinnweben webt. Die Nester sind gut getarnt und bieten Schutz vor Fressfeinden und Witterungseinflüssen.

Aufzucht der Jungen

Nach einer Brutdauer von etwa 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungen, die in den ersten Lebenstagen von beiden Elternteilen versorgt werden. Die Nestlingszeit beträgt etwa 14 Tage, in denen die Elternvögel die Jungen mit Insekten und Spinnentieren füttern.

Bereits während der Nestlingszeit zeigen die Jungvögel erste Gefiederveränderungen: Sie entwickeln eine dunkelgrüne Oberseite und eine hellgrüne bis gelblich-weiße Unterseite. Nach dem Verlassen des Nestes sind die Jungvögel noch einige Tage auf die elterliche Fürsorge angewiesen, bevor sie sich selbständig in ihrem Lebensraum zurechtfinden.

Ökologische und kulturelle Bedeutung

Der Grünlaubsänger gilt im Ökosystem als Insektenvertilger der zur Kontrolle von Schädlingspopulationen beiträgt. Durch dieses Verhalten trägt er zur Gesundheit und Stabilität seines Lebensraums bei, insbesondere in den Wäldern der mittleren und südlichen Taiga sowie in Mischwäldern in ganz Eurasien. Als kleiner Singvogel fasziniert er durch seine vielfältige und melodische Stimme, die in Waldgebieten einen beeindruckenden Gesang erzeugt.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Mit nur etwa 3 bis 10 Brutpaaren gehört der Grünlaubsänger zu den extrem seltenen Vogelarten in Deutschland (stand 2022). Erfreulicherweise zeigt der Bestandstrend nach oben. Die Zugvögel sind bevorzugt von Mai bis August in lichten Laub-, Misch- und Nadelwäldern, Feldgehölzen, Baumpflanzungen sowie in Parks und Gärten anzutreffen.