Mehlschwalbe

Die Mehlschwalbe (Delichon urbicum) ist eine Vogelart aus der Familie der Schwalben (Hirundinidae), die in Mitteleuropa als Brutvogel vorkommt. Sie ist mit anderen Schwalbenarten wie der Uferschwalbe, Felsenschwalbe und Rauchschwalbe verwandt.

Als Langstreckenzieher gilt die Mehlschwalbe als Zugvogel, der auf festen Routen zwischen Europa und Afrika pendelt. Während der Brutzeit halten sich die Vögel überwiegend in Europa auf, überwintern aber in Teilen Afrikas, vor allem im Süden des Kontinents. So stellen die Vögel sicher in den Wintermonaten ausreichend Nahrung zu finden, um sich so auf die nächste Brutsaison vorzubereiten.

Eine Besonderheit ist ihre Anpassung an die Umgebung, in der sie ihre Nester baut. Dazu gehört die Wahl von Felswänden oder höheren Gebäuden, wodurch sie eher in Städten,  Kleinstädten und Dörfern, als in offenen Landschaften vorkommt.

Aussehen, Größe und Gewicht

Mehlschwalbe (Delichon urbicum)Die Mehlschwalbe besticht durch ihr elegantes Aussehen und ihren geschmeidigen Flug. Sie erreicht eine Körperlänge von etwa 11 bis 13 cm und wiegt zwischen 16 und 25 Gramm. Ihr Gefieder zeichnet sich durch einen blauschwarzen Kopf und Rücken, braune Flügel und eine leuchtend weiße Unterseite aus.

Besondere Merkmale dieser Vogelart sind die gefiederten Beine und der breit gegabelte, kurze Schwanz. Ein auffälliger weißer Bürzel rundet die Erscheinung ab.

Die Kehle der Männchen erscheint rein weiß, die der Weibchen etwas schmutziger.

Ähnliche Vögel

Die Mehlschwalbe (Delichon urbicum) gehört zur Familie der Schwalben und kann leicht mit anderen Schwalbenarten verwechselt werden. Zwei nahe verwandte Arten sind die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) und die Uferschwalbe (Riparia riparia). Beide weisen ähnliche Flugmuster und körperliche Merkmale auf, doch gibt es einige Unterschiede, die eine korrekte Bestimmung ermöglichen.

Die Rauchschwalbe ist etwas größer und schlanker als die Uferschwalbe. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist der lange, tief gegabelte Schwanz der Rauchschwalben. Im Gegensatz dazu ist der Schwanz von Mehlschwalben kürzer und weniger stark gegabelt. Außerdem ist die Kehle der Rauchschwalbe rostrot, während sie bei der Mehlschwalbe weiß ist. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Flügelform: Die Rauchschwalbe hat längere und spitzere Flügel, wohingegen Delichon urbicum eher kurze und abgerundete Flügel hat.

Die Uferschwalbe ist kleiner als die Mehlschwalbe und hat eine sandbraune Oberseite und eine weiße Unterseite. Sie fliegt ähnlich wie die Mehlschwalbe, hat aber deutlich kürzere und abgerundete Flügel. Außerdem hat die Uferschwalbe einen auffälligen weißen Augenring.

Eine weitere Schwesterart ist der Mauersegler (Apus apus), der oft mit den Schwalben verwechselt wird. Die Mauersegler unterscheiden sich jedoch durch sichtbare Merkmale. Sie haben schmale, sichelförmige Flügel und einen kurzen, gegabelten Schwanz. Sie fliegen ebenfalls sehr schnell und wendig, unterscheiden sich aber in Körperform und Färbung deutlich von den Schwalbenarten.

Lebensraum

Mehlschwalbe an HauswandMehlschwalben bevorzugen menschliche Siedlungen als Lebensraum, wobei sie die Nähe von Gewässern schätzen. In Felskolonien sind sie eher selten anzutreffen. Ihr typisches Verbreitungsgebiet liegt in Deutschland in Dörfern und Städten, wo sie von März bis Oktober beobachtet werden können.

Als Langstreckenzieher überqueren sie auf ihren Wanderungen den Mittelmeerraum und die Sahara. Den Winter verbringen sie in Afrika. Im April und Mai kehren die Mehlschwalben in ihre Brutgebiete zurück.

Nahrung

Mit ihren scharfen Augen sind Mehlschwalben hervorragend auf das Aufspüren von Insekten als Nahrungsquelle spezialisiert. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fluginsekten wie Fliegen, Mücken, Blattläusen, fliegenden Ameisen und kleinen Flugspinnen. Sie sind geschickte Jäger, die ihre Beute mit großer Präzision und Geschwindigkeit in der Luft fangen.

Lebenserwartung und Feinde

Die Mehlschwalbe besticht durch ihre bemerkenswerte Lebenserwartung, die trotz ihrer geringen Größe und den Gefahren des Flugs nach Afrika bei durchschnittlich 4 Jahren liegt. In einem geeigneten Lebensraum kann diese außergewöhnliche Vogelart sogar bis zu 10 Jahre alt werden. Allerdings sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt, die ihre Lebenserwartung beeinträchtigen können. Die Qualität ihres Lebensraumes spielt dabei eine entscheidende Rolle. Insbesondere Nistmöglichkeiten und Nahrungsangebot sind für das Überleben der Mehlschwalbe von großer Bedeutung.

In der Tierwelt hat die Mehlschwalbe natürliche Feinde wie Schleiereulen, Sperber und Falkenarten wie Wanderfalke und Baumfalke, die vor allem für Jungvögel eine Bedrohung darstellen. Aber auch der Mensch kann durch Bautätigkeiten und Sanierungsmaßnahmen zum Verlust von Brutplätzen führen und damit das Überleben dieser faszinierenden Flugkünstler gefährden.

Fortpflanzung

Balzverhalten und Brutzeit

Mehlschwalbe Kücken im NestWährend der Balzzeit zeigen Mehlschwalben eindrucksvolle Flugmanöver und intensive Gesänge, um einen potentiellen Partner zu beeindrucken. In dieser Phase sind sie auch besonders ruffreudig, wobei vor allem das Männchen versucht, das Weibchen mit energischen Rufen zu überzeugen.

Die Brutzeit beginnt gewöhnlich im Frühjahr und dauert bis in den Spätsommer, wobei ein- bis zweimal, in seltenen Fällen sogar dreimal im Jahr gebrütet wird.

Nistplatz und Nestbau

Mehlschwalben bevorzugen menschliche Siedlungen als Brutplatz und sind vor allem in der Nähe von Gewässern anzutreffen. Gelegentlich brüten sie aber auch in Kolonien in Felsen.
Die Vögel bauen ihre Nester aus Lehm und Ton, meist an der Fassade von Gebäuden, in schwindelerregender Höhe, um ihren Nachwuchs vor Feinden zu schützen. Männchen und Weibchen arbeiten gemeinsam am Nestbau und verwenden neben Lehm und Ton auch Pflanzenmaterial zur Stabilisierung. Dabei bekommt das Nest seine typische Form. Das Nistmaterial Lehm und Ton sammeln die Elterntiere unter anderen aus Lehmpfützen.

Aufzucht der Jungen

Mehlschwalbe Kücken im NestDie Aufzucht der Jungen wird von beiden Elternteilen übernommen. Sie kümmern sich gemeinsam um die Fütterung des Nachwuchses, indem sie in schnellen Flügen Insekten aus der Luft fangen und direkt an den Nachwuchs weitergeben.

Ebenso sind sie wachsam, wenn es darum geht, das Nest und die Jungvögel gegen Fressfeinde wie Krähen oder Marder zu verteidigen.

Junge Mehlschwalben durchlaufen in ihrer Entwicklung mehrere Phasen, in denen sich ihr Gefieder und ihr Verhalten immer mehr dem der Altvögel annähern. Schritt für Schritt lernen sie zu fliegen und zu jagen, bevor sie schließlich selbstständig den langen Weg in ihre afrikanischen Winterquartiere südlich der Sahara antreten.

Ökologische und kulturelle Bedeutung

Mehlschwalben spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie große Mengen an Insekten vertilgen und so zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen. Ihre Nester, vor allem an Gebäuden und Felswänden, bieten zudem Lebensraum für andere Kleintiere.

Kulturell gelten Schwalben als Glücksbringer und ihre Ankunft im Frühjahr wird oft mit freudiger Erwartung verbunden. In Kunst und Literatur symbolisieren sie häufig Freiheit und Leichtigkeit.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Die Mehlschwalbe ist durch einen stetigen Bestandsrückgang bedroht und sieht sich vielen Herausforderungen gegenüber. Moderne Architektur, illegale Zerstörung von Nestern und Insektensterben sind nur einige der Faktoren, die für den Rückgang dieser Vögel verantwortlich sind. Daher werden sie von der IUCN als „gefährdet“ eingestuft.