Der Turmfalke (Falco tinnunculus) gehört zur Familie der Falken, einer Gruppe von Greifvögeln, die in vielen Teilen der Welt beheimatet ist. Der kleine, wendige Vogel ist bekannt für seine hervorragenden Jagdfähigkeiten, aber auch für seine Anpassungsfähigkeit: Er hat sich sowohl an ländliche als auch an städtische Lebensräume perfekt angepasst.
Zu seinen Verwandten gehören unter anderem der Baumfalke (Falco subbuteo) und der Wüstenfalke (Falco naumanni). Der Turmfalke ist kein Zugvogel, kann aber unter bestimmten Bedingungen Winterquartiere aufsuchen, die vor allem in südlicheren Regionen Europas liegen.
Bei seiner täglichen Jagd auf Kleinsäuger wie Mäuse oder Insekten bietet der Turmfalke eine beeindruckende Flugschau. Er kann stundenlang mit ausgebreiteten Flügeln und schwebenden Bewegungen thermische Aufwinde nutzen und so effizient und energiesparend jagen. Bekannt ist der Greifvogel für seinen rüttelartigen Flug, auch als Standschwebeflug bezeichnet. Dieser Rüttelflug hat dem Falken den alternativen Namen Rüttelfalke eingebracht,
Aussehen, Größe und Gewicht
Der Turmfalke ist ein kleiner, eleganter Greifvogel mit auffälliger Färbung. Besonders charakteristisch ist das Gefieder der Männchen mit einem blaugrauen Kopf und einem eher braunen Rücken. Die Weibchen dagegen haben einen rotbraunen Kopf und ein einheitlich rotbraunes Gefieder mit dunklen Flecken. Beide Geschlechter haben kräftige, gelbe Krallen und einen spitzen, gebogenen Schnabel, mit dem sie ihre Beute fangen und zerteilen.
Hinsichtlich Größe und Gewicht zeigen Turmfalken einen leichten Geschlechtsdimorphismus. Männchen erreichen eine Körperlänge von 33-39 cm, Weibchen von 36-42 cm. Die Flügelspannweite variiert zwischen 65 und 90 cm. Was das Gewicht betrifft, so sind die Weibchen mit etwa 200 g schwerer als die Männchen, die nur bis zu 190 g wiegen.
Ähnliche Vögel
Optisch ähnelt der Turmfalke natürlich anderen Arten aus der Familie der Falken. Hier sind vor allem der Baumfalke, der Wanderfalke und der Merlin zu nennen.
Baumfalke (Falco subbuteo): Der Baumfalke ist ein naher Verwandter. Mit seiner eleganten grauen Oberseite, den roten Beinfedern und den schwarz gesäumten Bauchfedern erinnert er an eine kleinere Version des Turmfalken. Er bewohnt offene Laub- und Mischwälder und jagt bevorzugt von Sitzwarten aus nach kleineren Singvögeln und Insekten.
Der Wanderfalke (Falco peregrinus): Obwohl größer und kräftiger, weist auch der Wanderfalke Ähnlichkeiten mit dem Turmfalken auf. Er hat ein kontrastreiches grau-schwarzes Muster auf der Oberseite und ein weißliches Körpergefieder mit schwarzen Streifen auf dem Bauch. Wie der Turmfalke ist der Wanderfalke auch in städtischen Gebieten anzutreffen und nistet häufig an hohen Gebäuden oder Kirchtürmen. Sie gelten als die schnellsten Vögel der Welt und jagen vor allem kleinere Vögel im Sturzflug.
Merlin (Falco columbarius): Der Merlin, auch Zwergfalke genannt, gehört zur Familie der Falkenartigen und ist mit dem Turmfalken verwandt. Er ist jedoch kleiner und gedrungener gebaut, was ihm einen wendigeren Flug ermöglicht. Sein Gefieder ist oberseits braun und unterseits hell, ähnlich dem des Turmfalken, jedoch meist mit feinen Querstreifen. Der Merlin bewohnt vor allem offene, baumarme Landschaften.
Lebensraum
Der Rüttelfalke ist ein in Europa, Asien und Afrika verbreiteter Greifvogel. In Deutschland bevorzugt er offene Landschaften wie Wiesen, Felder, Steppen und Küstengebiete. Sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten findet der Turmfalke geeignete Brutplätze und Nahrungsquellen.
Nahrung
Zur Nahrung des Turmfalken gehören Kleinsäuger wie Mäuse, insbesondere Wühlmäuse. Aber auch andere Beutetiere wie Insekten, Vögel und sogar Reptilien werden erbeutet. Seine Beute erspäht er häufig durch seinen charakteristischen Rüttelflug, bei dem er sich in der Luft stabilisiert und die Umgebung nach Nahrung absucht.
In seiner Rolle als effizienter Jäger hat der Falkenvogen einzigartige Anpassungen entwickelt, wie zum Beispiel den scharfen, hakenförmigen Schnabel und die kräftigen Krallen, die es ihm ermöglichen, seine Beute schnell und präzise zu greifen.
Darüber hinaus verfügt der Turmfalke über ein bemerkenswertes Sehvermögen, das es ihm ermöglicht, UV-Licht zu erkennen. Diese besondere Fähigkeit hilft ihm, den Urinspuren von Wühlmäusen zu folgen und so seine bevorzugte Beute erfolgreich zu jagen.
Lebenserwartung und Feinde
Die Lebenserwartung des Turmfalken liegt bei etwa 5 bis 6 Jahren. Diese Zahlen schwanken jedoch, da verschiedene Faktoren wie Habitatqualität, Nahrungsverfügbarkeit und Feinddruck die Lebenserwartung beeinflussen können.
Zu den natürlichen Feinden der Turmfalken gehören andere Greifvögel wie Habichte, Sperber und auch Krähenvögel, die Eier und Jungvögel jagen. Um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, sind Turmfalken besonders wachsam und nutzen ihre Schnelligkeit und Wendigkeit, um diesen Bedrohungen auszuweichen. Eine gut entwickelte Jagdstrategie und die Fähigkeit, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, tragen wesentlich zum Fortbestand dieser faszinierenden Vogelart bei.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Während der Paarungszeit, die in Deutschland von März bis April dauert, zeigen Turmfalken eindrucksvolle Balzflüge. Die Männchen führen ruckartige Flügelschläge aus, drehen sich halb um ihre Längsachse und gleiten dann in schnellem Tempo, um die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu ziehen. Begleitet wird dieses Schauspiel von markanten Rufen, die der Kommunikation zwischen den potentiellen Partnern dienen.
Nistplatz und Nestbau
Turmfalken sind beim Nestbau relativ anspruchslos und nutzen eine Vielzahl von Nistmöglichkeiten. Dazu gehören Felshöhlen, Bäume und Gebäudevorsprünge. In städtischen Gebieten sind sie sogar als Nischenbrüter an Gebäuden oder Kirchtürmen bekannt. Sie bauen kein eigenes Nest, sondern übernehmen häufig vorhandene Nistplätze anderer Vogelarten oder nutzen natürliche Höhlen und Mulden. Gelegentlich wird zum Schutz der Eier und später der Küken etwas weiches Nistmaterial wie Gras oder Federn eingebracht.
Brüten und Aufzucht der Jungen
Nachdem das Weibchen bis zu sechs Eier gelegt hat, folgt eine Brutzeit von etwa vier Wochen. Während dieser Zeit ist das Männchen für die Fütterung zuständig, während das Weibchens brütet. Nach dem Schlüpfen der Küken beteiligen sich beide Eltern an der Fütterung und Pflege der Jungen. Sie schützen ihre Jungen vor Feinden und sorgen für ausreichend Nahrung, die hauptsächlich aus kleinen Säugetieren wie Mäusen und Insekten besteht. Die Nestlingszeit dauert etwa vier bis fünf Wochen, in denen die heranwachsenden Jungvögel nicht nur ihre Flugfähigkeit erlangen, sondern auch ihre jagdlichen Fähigkeiten entwickeln, um selbständig überleben zu können.
Ökologische und kulturelle Bedeutung
Durch das Erbeuten kleiner Beutetiere wie Nagetiere und Insekten spielt der Rüttelfalke eine wichtige Rolle im Ökosystem und übt so eine natürliche Populationskontrolle aus. Seine Anwesenheit wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus und trägt zur Stabilität des Ökosystems bei. Kulturell wurde der Turmfalke mehrfach geehrt: Er war Vogel des Jahres 2007 in Deutschland und 2008 in der Schweiz. Als charakteristischer Greifvogel Mitteleuropas inspiriert der Turmfalke seit jeher Künstler und Schriftsteller und verleiht der Landschaft durch seinen flatternden Flug und seine markanten Rufe eine besondere Note.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Seit 1970 genießt der Turmfalke eine ganzjährige Schonzeit in einigen Regionen Deutschlands, z. B. in Nordrhein-Westfalen. Trotzdem werden viele Turmfalken Opfer des Straßen- und Schienenverkehrs und gelegentlich auch des Fensteranflugs. In Einzelfällen wird der Turmfalke auch Opfer illegaler Greifvogelverfolgung.