Turteltaube

Die Turteltaube (Streptopelia turtur) gehört zur Familie der Tauben (Columbidae) und ist in Europa und Nordafrika verbreitet. Sie ist ein regelmäßiger Bewohner von mit Büschen und Bäumen bewachsenen Flächen und bevorzugt trockene und warme Gebiete. Im Gegensatz zu anderen heimischen Taubenarten nimmt die Turteltaube eine Sonderstellung ein: Sie ist ein Langstreckenzieher und daher nur während der Brutzeit für eine überschaubare Zeit in Deutschland anzutreffen.

Während die Brut in Europa stattfindet, zieht der Vogel des Jahres 2020 im Winter in seine Winterquartiere im nördlichen Subsahara-Afrika. Dort verbringt er die kalte Jahreszeit, bevor er im Frühjahr wieder nach Europa zurückkehrt. Diese Reise erstreckt sich über Tausende von Kilometern und stellt hohe Anforderungen an die Turteltaube.

Leider ist der Bestand der Turteltaube in den letzten Jahren stark zurückgegangen, weshalb sie in Deutschland und anderen Ländern als gefährdet eingestuft wird. Ursachen hierfür sind unter anderem der Verlust von Lebensräumen, aber auch der Vogelfang auf dem afrikanischen Kontinent.

Aussehen, Größe und Gewicht

Turteltaube (Streptopelia turtur)Ihr zierliches Aussehen und die unauffällige, aber charakteristische Gefiederfärbung zeichnen die Turteltaube aus. Mit einer Größe von 26 bis 28 cm und einer Flügelspannweite von 47 bis 53 cm gehört sie zu den kleineren Taubenarten. Ihr Gewicht schwankt zwischen 100 und 156 g.

Ihre Flügel sind hell gefärbt und weisen auf dem Rücken ein auffälliges Muster auf, das ihr ein fast exotisches Aussehen verleiht. Auffällig ist der für die Art typische schwarz-weiß gestreifte Fleck an der Halsseite. Insgesamt wirkt die Turteltaube elegant und anmutig – ein wahrer Augenschmaus für Vogelliebhaber.

Ähnliche Vögel

Die Türkentaube (Streptopelia decaocto) ähnelt der Turteltaube in Größe und Gestalt, unterscheidet sich aber deutlich in der Färbung. Ihr Gefieder ist überwiegend grau mit einem schwarz-weißen Halsband, was ihr ein elegantes Aussehen verleiht. Türkentauben sind häufig in städtischen Gebieten anzutreffen und gelten als anpassungsfähig und erfolgreich bei der Besiedlung neuer Lebensräume.

Ein weiterer Verwandter der Turteltaube ist die Lachtaube (Streptopelia risoria). Sie ähnelt in ihrer zarten Färbung der Turteltaube, hat aber ein überwiegend rosa-braunes Gefieder und eine weniger ausgeprägte Flügelzeichnung. Ihr charakteristischer Lachruf hat dieser Taubenart ihren Namen gegeben und verzaubert die Zuhörer in ihrem Lebensraum.

Obwohl die Färbung der Turteltaube einzigartig ist, erinnern die Ringeltaube (Columba palumbus) und die Hohltaube (Columba oenas) im Flug an die Turteltaube. Beide Arten gehören zur Gattung Columba und sind etwas größer als die Turteltaube. Die Ringeltaube zeichnet sich durch einen weißen Halsfleck und eine kräftigere Flügelzeichnung aus, während die Hohltaube einheitlicher gefärbt ist und überwiegend steingraue Federn aufweist.

Lebensraum

Turteltaube (Streptopelia turtur)Die Turteltaube bevorzugt in Deutschland trocken-warme Gebiete und hält sich vor allem in lichten Wäldern sowie in Hecken- und Feldgehölzen auf. Diese Gebiete bieten optimale Bedingungen für ihre Brutzeit, die durch den Langstreckenzug begrenzt ist.

In solchen Lebensräumen lebt die Turteltaube gemeinsam mit anderen Vogelarten wie dem Neuntöter oder der Goldammer. Während der Zugzeit zeigt die Turteltaube eine gewisse Flexibilität bei der Wahl ihres Lebensraumes, sie bewohnt dann auch landwirtschaftlich genutzte Gebiete und offene Landschaften.

Nahrung

Im Brutgebiet bevorzugen Turteltauben Samen und Früchte von Wildkräutern sowie Fichten- und Kiefernsamen. Sie sind sehr anpassungsfähig an das Nahrungsangebot und können bei Bedarf problemlos auf Insekten oder kleine Wirbeltiere als Nahrungsquelle zurückgreifen. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es ihnen, sich in unterschiedlichen Lebensräumen erfolgreich zu etablieren.

Lebenserwartung und Feinde

Die Turteltaube hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 21 Jahren. Die Lebenserwartung kann jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, wie z. B. die Qualität des Habitats, die Verfügbarkeit von Nahrung oder das Risiko der Prädation. Ein gesunder Lebensraum und ausreichende Nahrungsquellen tragen wesentlich zur Langlebigkeit bei.

Was die natürlichen Feinde betrifft, so sind Turteltauben vor allem durch Greifvögel wie Habicht und Sperber bedroht. Andere potentielle Feinde sind scharfsichtige Säugetiere wie Füchse oder Marder, die auf eine Gelegenheit lauern, die Nester der Turteltauben zu plündern.

Fortpflanzung

Balzverhalten und Brutzeit

Während der Balz lockt die männliche Turteltaube mit eindrucksvollen Flugmanövern und Gesängen potentielle Partnerinnen an. Die charakteristischen Balzrufe sind weithin zu hören und dienen der Revierabgrenzung und der Annäherung an das andere Geschlecht. Die Brutzeit erstreckt sich von Mai bis August mit einem Höhepunkt im Juni und Juli.

Nistplatz und Nestbau

Turteltaube (Streptopelia turtur)Turteltauben bevorzugen halboffene Landschaften wie Waldränder, Hecken oder Obstgärten. Die Nester werden meist in einer Höhe von 2 bis 10 Metern über dem Boden angelegt und zum Schutz vor Raubvögeln und anderen Feinden gut versteckt. Zum Nestbau verwendet die Turteltaube Zweige, Gräser und Blätter, die sie geschickt miteinander verwebt, um eine stabile Plattform für ihre künftigen Jungen zu schaffen.

Aufzucht der Jungen

Nach erfolgreicher Paarung legt die Turteltaube zwei Eier, die von beiden Eltern gemeinsam bebrütet werden. Die Elterntiere brüten etwa 14 Tage. Nach dem Schlüpfen füttern beide Eltern die Jungen mit einer speziellen Nahrung, der Taubenmilch, die reich an Proteinen, Fetten und Vitaminen ist. Diese Spezialnahrung sorgt für ein schnelles Wachstum der Jungen.

Im Alter von etwa drei Wochen sind die Jungvögel flügge und verlassen das Nest, bleiben aber noch einige Zeit in der Nähe ihrer Eltern, bevor sie endgültig selbstständig werden.

Ökologische und kulturelle Bedeutung

Kulturell ist die Turteltaube ein Symbol für Liebe und Treue, was sich in zahlreichen literarischen Werken und künstlerischen Darstellungen widerspiegelt. Nicht umsonst ist das Turteln umgangssprach mit Liebe und Verliebtsein verbunden. Mit ihrer zarten Schönheit und ihrem melodischen Gesang und Gurren begeistert sie Vogelliebhaber und inspiriert Künstler seit Generationen.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Leider ist die Turteltaube stark gefährdet und ihr Bestand nimmt in ganz Europa rapide ab, sie wird auf der roten Liste geführt. Hauptursachen für den Rückgang sind die intensive Landwirtschaft und die Bejagung im Mittelmeerraum. Um die Art und andere Vögel zu schützen, sollten Anstrengungen unternommen werden, geeignete Lebensräume wie strukturreiche Landschaften zu erhalten und zu schaffen. Auch die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene – insbesondere beim Schutz von Zugvögeln – kann einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Turteltaube leisten.