Wintergoldhähnchen: Interessante Fakten und Lebensraum
Das Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) gehört zur Familie der Goldhähnchen und ist der kleinste Singvogel Europas. Als Mitglied der Familie der Zweigsänger (Regulidae) ist das Wintergoldhähnchen eng mit dem Sommergoldhähnchen verwandt. Beide Arten sind gut an die unterschiedlichen Lebensbedingungen ihrer jeweiligen Jahreszeit angepasst und können trotz ihrer geringen Größe erstaunliche Leistungen vollbringen.
Als Standvogel verbringt das Wintergoldhähnchen das ganze Jahr über in unseren Breitengeraden, vor allem in Nadel- und Mischwäldern.
Aussehen, Größe und Gewicht
Das Wintergoldhähnchen zeichnet sich durch sein moosgrünes Gefieder aus, das auf der Oberseite intensiver und auf der Unterseite etwas heller ist. Der rundliche Körper mit kurzem Hals und verhältnismäßig großem Kopf ist mit einer Länge von etwa 8,5 bis 9,5 cm zierlich und noch kleiner als der posierliche Zaunkönig.
Das Gewicht des kleinen Vogels schwankt zwischen 4,6 und 8,4 g. Männchen und Weibchen zeigen ähnliche Farbmuster von hell- bis dunkelgrau, graubraun, creme- bis hellbraun, schwarz, gelblich und grün. Hervorzuheben sind der orangegelbe Scheitel, der besonders im Winter auffällt, und das pechschwarze Auge, das wie ein Pfefferkorn aus dem ansonsten hellen Gesicht sticht. Der Schnabel ist kurz und besonders spitz, während die Flügel eine Spannweite von etwa 14 cm erreichen.
Ähnliche Vögel
Insbesondere das Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla) teilt einige äußere Merkmale und Verhaltensweisen mit dem Wintergoldhähnchen. Der auffälligste Unterschied zwischen Winter- und Sommergoldhähnchen ist die Kopffärbung. Während das Männchen des Sommergoldhähnchens einen leuchtend orangeroten Scheitelstreifen hat, ist der des Wintergoldhähnchens eher gelborange. Außerdem hat das Sommergoldhähnchen einen weißen Überaugenstreif, der dem Wintergoldhähnchen fehlt. Das Gefieder ist insgesamt etwas wärmer und gelblicher, wodurch es sich besonders von der olivgrünen Oberseite des Wintergoldhähnchens abhebt.
Neben dem Sommergoldhähnchen gibt es noch zwei weitere Vögel, deren äußeres Erscheinungsbild an das Wintergoldhähnchen erinnern könnte: Die Kohlmeise (Parus major) und der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes). Die Kohlmeise hat zwar keine überlappenden Farben im Scheitelbereich, aber ihr leuchtend grünes Rückengefieder und die gelblichen Flanken ähneln dem Wintergoldhähnchen. Der Zaunkönig hingegen zeigt ein etwas erdigeres Braun, das an das olivgrüne Gefieder des Wintergoldhähnchens erinnert, sein Schwanz ist jedoch deutlich länger und aufrechter.
Lebensraum
In Mitteleuropa ist das Wintergoldhähnchen hauptsächlich in Nadel- und Mischwäldern anzutreffen. Besonders beliebt sind Fichtenwälder, aber auch in großen Parks und Gärten ist der lebhafte Vogel anzutreffen. Im Herbst und Winter ist er vermehrt in Hecken und Gebüschen auf Nahrungssuche zu beobachten.
Nahrung
Das Wintergoldhähnchen ist auf kleine Beutetiere spezialisiert und sucht bevorzugt die Jagdt an der Unterseite von Zweigen. Auf dem abwechslungsreichen Speiseplan des wendigen Vogels stehen vor allem Insekten, Springschwänze, Spinnen, kleine Raupen und Blattläuse. Im Winter kann das Nahrungsangebot knapper werden, so dass gelegentlich auch Moose und Flechten gefressen werden.
Lebenserwartung und Feinde
Im Schnitt erreicht das Wintergoldhähnchen eine Lebenserwartung von etwa vier Jahren. Umweltfaktoren wie die Qualität des Lebensraums und Raubfeinde sind jedoch entscheidend für die Lebensspanne dieser kleinen Vögel. In einer gesunden Umwelt gedeihen sie und können sogar älter werden.
Zu den Hauptfeinden des Wintergoldhähnchens gehören Greifvögel wie Sperber und Habicht, die es in hohen Baumkronen aufspüren und erbeuten. Weitere natürliche Feinde sind Marder und Eichhörnchen, die Eier und Nestlinge bedrohen.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Die Balz des Wintergoldhähnchens wird im Frühjahr eingeleitet, wobei das Männchen versucht, das Weibchen durch seinen besonderen Gesang und auffällige Flugmanöver zu beeindrucken. Die Brutzeit erstreckt sich in der Regel von April bis Juli, wobei zwei Bruten pro Jahr möglich sind.
Nistplatz und Nestbau
Wintergoldhähnchen bevorzugen als Brutplatz Nadel- oder Mischwälder, vor allem solche mit hohem Tannen- oder Fichtenanteil. Sie bauen ihre Nester in den Astgabelungen dieser Bäume, meist in einer Höhe von 3 bis 10 Metern über dem Boden. Das Nest ist glockenförmig und besteht aus Moos, Flechten und Spinnweben. Innen ist es mit Pflanzenfasern, Federn und Haaren ausgepolstert und hat eine schmale Einflugöffnung, die Schutz vor Feinden bietet.
Aufzucht der Jungen
Nach der Eiablage, die in der Regel aus 7 bis 12 Eiern besteht, brüten die Weibchen etwa 14 Tage. Während dieser Zeit wird es vom Männchen gefüttert. Nach dem Schlüpfen füttern beide Eltern ihre Jungen etwa 16 bis 20 Tage lang, bis sie flügge sind. In dieser Zeit sind die Altvögel sehr fürsorglich und beschützen ihren Nachwuchs vor möglichen Gefahren. Innerhalb weniger Wochen entwickeln die Jungen ihr charakteristisches Federkleid und verlassen schließlich das Nest, um ein selbstständiges Leben in den Baumkronen zu führen.
Ökologische und kulturelle Bedeutung
In seinem Ökosystem spielt das Wintergoldhähnchen eine wichtige Rolle. Als Insektenfresser trägt es zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei und wirkt sich positiv auf das Gleichgewicht zwischen Pflanzen und Schadinsekten aus. Gleichzeitig dient es als Nahrungsquelle für Greifvögel und andere Raubtiere und trägt so zur Stabilisierung der Nahrungskette bei.
In der Kultur hat das Wintergoldhähnchen vor allem in der Volkskunst und im Brauchtum eine gewisse Bedeutung erlangt. Es gilt als Symbol für Zartheit und Anmut, was sich in zahlreichen Kunstwerken und literarischen Werken widerspiegelt.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
In ihrem Bestand sind die kleinen, lebhaften Vögel mit der auffälligen goldenen Scheitelzeichnung derzeit nicht gefährdet.