Der Pirol (wissenschaftlich Oriolus oriolus) ist ein farbenprächtiger Vertreter der Singvogelfamilie der Würger. Er ist der einzige Vertreter dieser Familie, der in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vorkommt. Dieser faszinierende Vogel ist ein Sommerzieher in Europa und der Paläarktis und verbringt die Wintermonate in Zentral- und Südafrika.
In der Vogelwelt teilt sich der Pirol seine Familie mit anderen eng verwandten Arten, die jedoch alle hauptsächlich in Südostasien und Australasien verbreitet sind. Sein auffallend gelbes Gefieder und sein melodischer Gesang machen den Pirol zu einem auffälligen Vogel, der von Ornithologen und Naturliebhabern gleichermaßen geschätzt wird.
Aussehen, Größe und Gewicht
Der Pirol (Oriolus oriolus) ist ein auffälliger und farbenprächtiger Vogel mit leuchtend gelbem Gefieder und schwarzen Flügeln. Die Männchen, die im Durchschnitt 41 Gramm wiegen, sind überwiegend goldgelb gefärbt, während die Weibchen, die etwa 71,8 Gramm wiegen, an der Oberseite eher gelbgrün und an der Unterseite hellgrau mit dunklen Streifen sind. Beide Geschlechter haben einen rosa bis rostfarbenen Schnabel, der ein auffälliges Merkmal darstellt.
Der schlanke Körperbau des Vogels erreicht eine Größe von etwa 22 bis 25 Zentimetern, was ihn fast so groß wie eine Amsel erscheinen lässt. In seiner natürlichen Umgebung, z.B. auf hohen Laubbäumen, ist der farbenprächtige Waldvogel optisch ein Highlight und ein besondere Beobachtung.
Ähnliche Vögel
Der Girlitz (Serinus serinus) weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem Pirol auf, insbesondere hinsichtlich der gelben Färbung. Der Girlitz ist jedoch insgesamt kleiner und schlanker gebaut. Er hat ebenfalls eine charakteristische gelbgrüne Färbung und schwarze Streifen auf den Flügeln. Sein Lebensraum erstreckt sich über Laub- und Mischwälder, Parks und Gärten, und sein Gesang ist melodisch und abwechslungsreich.
Eine weitere Art, die äußerlich dem Pirol ähnelt, ist die Goldammer (Emberiza citrinella). Obwohl sie zur Familie der Ammern gehört, hat die Goldammer eine leuchtend gelbe Färbung an Brust und Kopf. Außerdem sind die Flügel und der Rücken der Goldammer braun-schwarz gestreift. Diese Vögel bevorzugen offene und halboffene Landschaften wie Felder, Wiesen und Heckenlandschaften.
Die Zitronenstelze (Motacilla citreola) ist ein weiterer Vertreter dieser Gattung. Sie zeichnet sich durch einen leuchtend gelben Bauch und einen grünen Rücken aus. Im Vergleich zum Pirol ist die Zitronenstelze jedoch deutlich kleiner und schlanker und hat eine lange Schwanzfeder. Der Vogel bewohnt feuchte Gebiete wie Moore, überschwemmte Wiesen und auch die Ufer von Gewässern. Sein melodischer Gesang unterscheidet sich vom flötenden Gesang der Pirole.
Vogelart | Größe | Farbe | Lebensraum |
---|---|---|---|
Girlitz | klein | gelb-grün | Laub- und Mischwälder, Parks, Gärten |
Goldammer | mittelgroß | gelb, braun- und schwarz-gestreift | offene und halboffene Landschaften |
Zitronenstelze | klein | gelb, grün | feuchte Gebiete, Ufer von Gewässern |
Lebensraum
Bevorzugte Lebensräume sind Laub-, Misch- und Nadelwälder sowie Parks, größere Gärten und Friedhöfe. Streuobstwiesen, Hochstammobstbäume, Windschutzgürtel und Alleen sind weitere typische Brutgebiete, in denen sich Pirole überwiegend im Kronenbereich höherer Bäume aufhalten.
Eine besondere Vorliebe zeigt der Vogel für die Nähe von Gewässern, so dass er häufig auch in Au- und Bruchwäldern anzutreffen ist. Hochstämmige, lichte Laubwälder oder stellenweise Kiefernwälder sind weitere Lebensräume des Pirols.
In dichteren Beständen ist er eher selten anzutreffen. Seine Verbreitung in Deutschland konzentriert sich auf Waldränder, größere Feldgehölze und Parkanlagen, wo er durch seinen Gesang und sein auffälliges, leuchtend gelbes Gefieder auf sich aufmerksam macht.
Nahrung
Der Pirol ernährt sich hauptsächlich von Insekten und deren Larven, insbesondere von Schmetterlingsraupen, die etwa 75% der gefressenen Insekten ausmachen. Diese Nahrungspräferenz ist einer der Gründe, warum sich Pirole bevorzugt in hohen Bäumen aufhalten, wo sie größere Insekten leichter aufspüren und erbeuten können. Neben Insekten spielen auch pflanzliche Nahrungsquellen wie Früchte und Beeren eine wichtige Rolle. Gelegentlich stehen auch Kirschen auf dem Speiseplan.
Lebenserwartung und Feinde
Die durchschnittliche Lebenserwartung des gelben Singvogels liegt bei etwa fünf Jahren, was von verschiedenen Faktoren wie der Qualität des Lebensraums oder dem Risiko von Prädation beeinflusst wird. Eine intakte und abwechslungsreiche Umwelt mit ausreichend Nahrungsquellen und geeigneten Brutplätzen trägt wesentlich zur Langlebigkeit und Vitalität dieser Vogelart bei.
Natürliche Feinde des Singvogels sind Greifvögel wie Habicht oder Sperber. Um diesen Fressfeinden zu entkommen, ist der Pirol schnell und wendig im Flug und nutzt die dichte Vegetation in den höheren Baumwipfeln als Versteck.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Während der Balz zeigt der Pirol ein auffälliges Verhalten, um einen Partner anzulocken. Die Männchen singen leise und melodisch, während sie durch die Luft fliegen, um die Weibchen zu beeindrucken. Die Brutzeit beginnt normalerweise Ende Mai und dauert bis in den Juni hinein. In dieser Zeit verteidigen die Männchen ihr Revier energisch gegen Rivalen und andere Eindringlinge wie Eichelhäher oder Elstern.
Nistplatz und Nestbau
Pirole bevorzugen Laubbäume als Nistplatz und bauen ihr napfförmiges Nest in Astgabeln, meist in einer Höhe von 6 bis 12 Metern. Die Bäume bieten eine gute Tarnung und Schutz vor Feinden wie Falken oder Krähen.
Für den Nestbau werden verschiedene Materialien wie Moos, Gras, Blätter und Rindenstreifen verwendet. Die Weibchen sind hauptsächlich für den Nestbau zuständig und weben die Materialien geschickt zu einem stabilen und gut versteckten Nest zusammen.
Aufzucht der Jungen
Nach einer Brutdauer von etwa 13 bis 18 Tagen schlüpfen die Jungen. Beide Eltern kümmern sich um die Aufzucht und füttern die Jungen intensiv. Vor allem Insekten und deren Larven stehen auf dem Speiseplan der heranwachsenden Pirole. Während der Nestlingszeit von 14 bis 20 Tagen werden die Jungen kontinuierlich gefüttert und gepflegt, bis sie schließlich flügge werden und das Nest verlassen.
Nach dem Verlassen des Nestes bleiben die Jungvögel noch etwa 7 bis 14 Tage im elterlichen Revier und werden weiterhin gefüttert und beschützt, bevor sie sich schließlich selbständig auf den Weg ins Winterquartier machen..
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Der Pirol (Oriolus oriolus) steht in Deutschland auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel. Eine Ursache dafür ist der Verlust geeigneter Lebensräume, insbesondere von Auenwäldern, die durch Flussbegradigungen und den Bau von Staustufen reduziert werden. Dennoch wird der Bestand derzeit nicht als gefährdet eingestuft.
Um den Bestand dieser Vogelart zu erhalten und zu schützen, sollten folgende Schutzmaßnahmen in Betracht gezogen werden: Erhalt und Schutz geeigneter Lebensräume wie Auwälder, alte Obstgärten, Feldgehölze und Alleen; Verlängerung der Umtriebszeiten in Wirtschaftswäldern; Auflockerung monotoner Wälder durch Verlängerung der Randlinien; Förderung standortgerechter Waldgesellschaften und Reduzierung des Biozideinsatzes.