Die Singdrossel, auch Turdus philomelos genannt, ist ein faszinierendes Mitglied der Familie der Drosselvögel (Turdidae) und gehört zur Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Sie ist in Deutschland in vielen Waldgebieten, Parks und Gärten anzutreffen. Als Standvogel oder Kurzstreckenzieher wechselt diese Vogelart nur selten ihren Lebensraum und bleibt meist in den kalten Wintermonaten in der Nähe ihres Brutgebietes.
Der Gesang der Singdrossel ist sehr melodisch und abwechslungsreich, was sie zu einem beliebten Singvogel für Vogelfreunde macht. Besonders bekannt ist die Singdrossel für ihre Fähigkeit, mehrere Motive hintereinander zu wiederholen, was ihren Gesang unverwechselbar und beeindruckend macht. Natürlich haben auch andere Drosselarten wie die Amsel oder die Misteldrossel einen besonderen Gesang, aber die Singdrossel zeichnet sich besonders durch ihre Variationen aus.
Die zahlreichen Drosselarten zeichnen sich durch ihr schlichtes, aber attraktives Erscheinungsbild aus und spielen als größte Gruppe innerhalb der Singvögel eine wichtige Rolle in der Natur.
Aussehen, Größe und Gewicht
Die zierlichen Vögel erreichen eine Körpergröße von ca. 20 bis 22 cm und ein Gewicht von ca. 60 bis 70 g. Ihre beachtliche Flügelspannweite beträgt etwa 33 bis 36 cm.
Das Gefieder der Singdrossel ist auf der Oberseite attraktiv braun gefärbt, während die Unterseite heller ist und schmale dunkle Streifen aufweist.
Der kräftige Schnabel ist unauffällig grau gefärbt und verleiht der Singdrossel ihr charakteristisches Aussehen. Insgesamt wirkt das Äußere der Singdrossel harmonisch und anmutig.
Ähnliche Vögel
Neben der Singdrossel (Turdus philomelos) gibt es noch einige andere Drosselarten, die dem ungeübten Auge sehr ähnlich sein können. Hier sind drei in Deutschland vorkommende Arten aufgeführt, die gewisse Ähnlichkeiten aufweisen: Wacholderdrossel, Misteldrossel und Singdrossel.
Wacholderdrossel
Die Wacholderdrossel (Turdus pilaris) ist die große Schwester der Singdrossel. Sie hat einen grauen Kopf und eine ockerfarbene Kehle und Brust. Ihr Verbreitungsgebiet liegt vor allem in Osteuropa, in Deutschland gibt es zwischen 125.000 und 250.000 Brutpaare. Wacholderdrosseln bewohnen vor allem Nadelwälder bis zur Baumgrenze, sind aber zunehmend auch in Parks und alten Gärten anzutreffen.
Misteldrossel
Ein weiterer Verwandter der Wacholderdrossel ist die Misteldrossel (Turdus viscivorus). Sie ist größer und gestreckter als die Singdrossel, aber blasser gefärbt. In Deutschland gibt es schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Brutpaare. Misteldrosseln fühlen sich in Mischwäldern, Feldgehölzen und Heckenlandschaften wohl. Sie zeigen eine Vorliebe für Misteln, die sowohl Nahrung als auch Nistplatz bieten.
Rotdrossel
Die Wacholderdrossel (Turdus iliacus) unterscheidet sich von der Singdrossel durch die auffällige rostrote Färbung der Flanken und Körperseiten. Sie ist in Nord- und Nordeuropa beheimatet und zieht im Winter häufig nach West- und Südeuropa. In Deutschland wird sie hauptsächlich als Durchzügler und Wintergast beobachtet. Ihr Lebensraum umfasst Heiden, Moore, Nadel- und Mischwälder.
Diese drei Drosselarten weisen gewisse Ähnlichkeiten in Größe, Färbung und Lebensraum auf, unverwechselbar ist jedoch der flötende, markante Gesang, der der Singdrossel ihren Namen gegeben hat.
Lebensraum
Singdrosseln bevorzugen abwechslungsreiche Lebensräume wie Kulturlandschaften, Wälder mit viel Unterholz oder Felder und Wallhecken. Auch im Siedlungsbereich, vor allem in Parks und Gärten sowie auf Friedhöfen, sind sie anzutreffen.
In Deutschland ist die Singdrossel fast flächendeckend verbreitet.
Nahrung
Singdrosseln ernähren sich hauptsächlich von Würmern, Schnecken und Insekten, nehmen aber auch Sämereien, Früchte und Beeren zu sich.
Ihre Vorliebe für Schnecken veranlasst sie, bestimmte Plätze aufzusuchen, die so genannte Drosselschmiede, wo sie geschickt Schneckenhäuser auf Steinen zerkleinern. Hier zeigt sich ihr anpassungsfähiges und erstaunliches Fressverhalten.
Die Nahrungssuche erfolgt wie bei den Amseln am Boden. Sie sind bemerkenswerte Nahrungsspezialisten und machen keinen großen Unterschied zwischen tierischer und pflanzlicher Nahrung.
Lebenserwartung und Feinde
Eine Singdrossel kann im Durchschnitt bis zu 10 Jahre alt werden. Die Lebenserwartung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Qualität des Lebensraums und den verschiedenen Risiken, denen sie ausgesetzt sind.
Eines der größten Probleme für die Singdrossel ist die Bedrohung durch natürliche Feinde. Dazu gehören Elstern, Sperber, Falken, Uhus, Milane, Habichte, Marder und Krähen. Diese Beutegreifer können einen erheblichen Einfluss auf die Populationsdichte und das Überleben der Singdrossel haben.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Während der Balz zeigen die Drosseln ein faszinierendes Balzverhalten. Mit eindrucksvollen Flugmanövern und Gesängen unterstreichen sie ihre Stellung und locken potenzielle Partner an. Die Brutzeit erstreckt sich von April bis Juni, in dieser Zeit ziehen die Vögel ihre Jungen auf.
Nistplatz und Nestbau
Singdrosseln wählen als Nistplatz Bäume und Sträucher, die Schutz vor Feinden bieten. Ein idealer Nistplatz befindet sich mehrere Meter über dem Boden, um vor Feinden geschützt zu sein.
Für den Nestbau verwendet das Weibchen hauptsächlich Gräser, Zweige und Lehm. Der Bau des becherförmigen Nestes ist eine arbeitsintensive Aufgabe, die in der Regel vom Weibchen übernommen wird.
Aufzucht der Jungen
Innerhalb der Brutzeit werden normalerweise zwei Gelege pro Jahr mit jeweils drei bis neun Eiern ausgebrütet. Die Brutdauer beträgt 10-17 Tage. Die Eier werden im Abstand von einem Tag gelegt. Sobald das letzte Ei gelegt ist, brüten die Drosseln etwa 11 bis 14 Tage.
Die Eltern teilen sich die Verantwortung für die Fütterung und den Schutz der Jungen vor Feinden wie Raubvögeln oder Mardern.
Die Nestlingszeit dauert ebenfalls 13 bis 14 Tage, in denen die Jungvögel im Nest bleiben. Haben sie diese Phase erfolgreich überstanden, werden sie zu Ästlingen und verbringen einige Tage auf Ästen und Zweigen in der Nähe. Während dieser Zeit sind die jungen Singdrosseln noch anfällig für Feinde, weshalb die Eltern besonders wachsam sind.
Nach ein bis drei Wochen werden die Jungvögel schließlich selbstständig.
Ökologische und kulturelle Bedeutung
Singdrosseln spielen eine wichtige Rolle in ihrem Ökosystem, indem sie z.B. Insekten, Regenwürmer und Schnecken fressen und so zur Kontrolle dieser Populationen beitragen.
Kulturell fasziniert ihr melodischer Gesang mit seinen vielfältigen Strophen die Menschen seit jeher und hat vielfach Eingang in Literatur und Kunst gefunden.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Um den Fortbestand dieser und anderer Vogelarten zu sichern sollte der Fokus auf die Erhaltung des natürlichen Lebensraumes gelegt werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf den Schutz von dichtem Unterholz und Rückzugsmöglichkeiten gelegt werden, da diese Merkmale für den Lebensraum der Singdrossel von entscheidender Bedeutung sind. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schutz und Nutzung der Umwelt kann entscheidend zur Erhaltung der charismatischen Singdrossel beitragen.