Die Türkentaube (Streptopelia decaocto) ist eine faszinierende Vogelart aus der Familie der Tauben (Columbidae), die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt. Sie hat sich in kurzer Zeit erfolgreich in Europa etabliert, was vor allem auf optimale Lebensbedingungen in den neuen Siedlungsgebieten, eine effektive Brutbiologie und große Ausbreitungswanderungen der Jungvögel zurückzuführen ist.
Bereits im März werden die ersten Eier gelegt, die wie bei anderen heimischen Taubenarten meist aus zwei Eiern bestehen. Die Türkentaube nistet bevorzugt in Bäumen und Sträuchern, aber auch an Gebäuden, was ihre Anpassungsfähigkeit unterstreicht.
Aussehen, Größe und Gewicht
Sie ist eine elegante und zierliche Taubenart, die sich durch ihr helles, hellbraunes Gefieder und den charakteristischen schwarzen Nackenstreifen mit weißer Umrandung auszeichnet. Die Taube erreicht eine Größe von 31 bis 33 cm, was etwa der Größe einer Stadttaube entspricht. Aufgrund ihres längeren Schwanzes und ihres geringeren Gewichts wirkt sie jedoch schlanker und zierlicher.
Das Gewicht der Türkentaube liegt zwischen 150 und 225 Gramm, wobei die Männchen in der Regel etwas größer und schwerer sind als die Weibchen. Die Flügelspannweite beträgt etwa 47 bis 55 cm, die Flügellänge 17 bis 19 cm. Der Schnabel ist etwa 2 cm lang und das Obergefieder ist graubraun mit schwarzen Flügelspitzen.
Ähnliche Vögel
Die Türkentaube hat einige nahe Verwandte, die sich äußerlich ähneln und leicht verwechselt werden können. Dazu gehören die Straßentaube, die Ringeltaube und die Turteltaube.
Die Straßentaube ist sehr variabel in der Färbung, aber die häufigsten Formen sind grau mit rosa und grün schillerndem Hals und rotbraunen Augen. Oft hat sie zwei schwarze Flügelbinden und im Flug ist der weiße Bürzel sichtbar.
Die Ringeltaube ist die größte einheimische Taubenart und hat einen charakteristischen weißen Halsfleck, der im Flug gut sichtbar ist. Auffällig ist auch die weiße Querbänderung auf den Flügeln. Sie ist an Kopf, Hals und Brust graublau gefärbt, der Hinterkopf ist dunkler.
Die Turteltaube ist die kleinste der genannten Taubenarten und hat ein zartes, rotbraun geflecktes Gefieder. Ihr auffälligstes Merkmal ist das dunkle Halsband, das von einem weißen Streifen begrenzt wird. Im Gegensatz zur Türkentaube ist das Halsband der Turteltaube jedoch weniger ausgeprägt.
Lebensraum
Die aus Asien stammende Taubenart hat ihr Verbreitungsgebiet im Laufe des 20. Jahrhunderts auf ganz Europa ausgedehnt. Inzwischen dringt sie sogar weiter nach Nordosten vor. In Deutschland ist sie heute weit verbreitet und genießt die Nähe zum Menschen. Als Kulturfolger bevorzugt die Türkentaube landwirtschaftlich genutzte Gebiete, Siedlungen, Dörfer und Parkanlagen in Kleinstädten. Hier findet sie aufgrund des Nahrungsangebotes optimale Lebensbedingungen.
Typische Landschaften, in denen die Türkentaube in Deutschland häufig vorkommt, sind Waldgebiete, Feldgehölze und Auwälder in tieferen Lagen. Besonders die Nähe zu Gewässern und Ackerflächen wird bevorzugt, da sie dort ausreichend Nahrung finden.
Nahrung
Die elegante Taubenart ist hauptsächlich ein Pflanzenfresser und ernährt sich von einer Vielzahl pflanzlicher Nahrungsquellen. Dazu gehören Getreide, Samen, Beeren, Blätter und Knospen. Vor allem Holunderbeeren sind bei diesen Vögeln sehr beliebt. Im Laufe der Zeit haben sie auch gelernt, sich von menschlichen Nahrungsresten wie Brot zu ernähren. Gelegentlich nehmen sie aber auch Insekten, Nüsse oder andere tierische Nahrung zu sich.
Im Vergleich zu verwandten Arten wie der Turteltaube, deren Nahrung sich stärker auf landwirtschaftliche Sämereien konzentriert, zeigt die Türkentaube ein breiteres Nahrungsspektrum. Um an die benötigte Nahrung zu gelangen, sind sie in der Lage, sich an unterschiedliche Umgebungen und Nahrungsquellen anzupassen. So halten sie sich z. B. in der Nähe von Tierparks und Bauernhöfen auf, um an Tierfutter zu gelangen, oder suchen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten nach pflanzlicher Nahrung. Ihre Fähigkeit, sich an verschiedene Nahrungsquellen anzupassen, erleichtert ihnen das Überleben in unterschiedlichen Lebensräumen und Umweltbedingungen.
Lebenserwartung und Feinde
Die Türkentaube hat in freier Wildbahn eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 9 bis 12 Jahren. In Einzelfällen, z. B. in Zoos, können sie sogar über 20 Jahre alt werden. Faktoren wie die Qualität des Lebensraums und die Gefahr von Raubtieren beeinflussen die Lebensdauer.
Obwohl viele Jungvögel schon früh Räubern zum Opfer fallen, verfügt die Türkentaube über bestimmte Abwehrmechanismen. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Uhus, Falken, Habichte, Sperber, Rabenvögel, Elstern, Marder und sogar der Mensch. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, nutzt die Türkentaube ihre hervorragenden Flugfähigkeiten, um schnell und effektiv zu entkommen.
Fortpflanzung
Balzverhalten und Brutzeit
Das Balzverhalten der Türkentaube umfasst typische Rituale, bei denen das Männchen durch aufrechte Körperhaltung und Flügelschlagen versucht, das Weibchen zu beeindrucken. Um dieses Verhalten zu unterstreichen, gibt das Männchen ein charakteristisches Gurren von sich. Die Brutzeit der Türkentaube erstreckt sich hauptsächlich von März bis September, wobei in dieser Zeit bis zu vier Bruten pro Paar stattfinden können.
Nistplatz und Nestbau
Die Elterntiere bevorzugen als Nistplatz Bäume oder Sträucher, oft einige Meter über dem Boden. Dies bietet eine gewisse Sicherheit vor Feinden. Die Wahl des Nistplatzes obliegt dem Weibchen, dem vom Männchen mehrere mögliche Plätze angeboten werden. Beim Nestbau sind diese Vögel eher Minimalisten. Aus kleinen Zweigen und Wurzeln wird eine einfache Plattform gebaut, auf die die Eier gelegt werden.
Aufzucht der Jungen
Das Weibchen legt in der Regel zwei weiße Eier pro Gelege, die dann von beiden Eltern etwa 18 Tage bebrütet werden. Die geschlüpften Jungvögel sind zunächst nackt und haben nur wenige gelbe Federn.
Die Jungen werden von den Elternvögeln mit einer speziellen Substanz, der so genannten Kropfmilch, gefüttert. Diese nährstoffreiche Flüssigkeit lässt die Küken schnell wachsen. Die Elterntiere sind bei der Aufzucht ihrer Jungen besonders kooperativ und fürsorglich, sowohl bei der Fütterung als auch bei der Verteidigung gegen mögliche Gefahren.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Die Türkentaube zählt in Deutschland nicht zu den gefährdeten Vogelarten. Ihr Brutbestand liegt derzeit bei etwa 110.000 bis 205.000 Paaren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm die Zahl der Türkentauben rasch zu, in jüngster Zeit sind die Bestände jedoch aufgrund von Nahrungsmangel durch moderne Ernte- und Verarbeitungstechniken, sterile Gartengestaltung und direkte Verfolgung wieder rückläufig.
Um die Population der Türkentaube zu stabilisieren und zu fördern, sollte dem Erhalt und der Pflege von Nahrungsquellen und Habitatstrukturen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein umsichtiges Landschaftsmanagement und die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Vögeln bei der Gartengestaltung können dazu beitragen, diesen attraktive Taubenart und andere Vögel für zukünftige Generationen zu erhalten.